Georg Christoph Heilingsetzer wird im Hochsommer des Jahres 1977 in der schönsten aller Stahlstädte, der Donaumetropole Linz, geboren. Jener Arzt, der dem Geburtsvorgang, welcher im übrigen komplikationsfrei und äußerst zügig über die Bühne gegangen sein soll, beiwohnt, tut dies – so lautet zumindest die Mähr – in einer sportlichen Adjustierung, in Tennisschuhen und dem entsprechenden Zwirn. Die Nachricht von der bevorstehenden Geburt hatte ihn am Tennisplatz ereilt. Nicht unbedingt ein Omen. Vielleicht hätte der Doktor in der Malerkluft einlaufen sollen! Getauft wird der Spross auch in Linz. Irrelevant? Nicht ganz. Seine Taufpatin Eva Juliane, heute eine erfolgreiche Psychotherapeutin, ist hinsichtlich seiner Glaubenshinwendung eine nachgerade prägende Gestalt: Sie vermag ihm den Glauben an die schönen Dinge, den Gedanken an die Uneinschränkbarkeit des ästhetischen Strebens zu vermitteln.

Noch im Windelalter werden gemeinsam mit der Familie Ausstellungen und Kunstsammlungen zwischen Hühnergeschrei und Würmla besucht. Vater Georg Walter, seines Zeichens Historiker und Kunsthistoriker, doziert mit Hingabe insbesondere über die alten, seiner Ansicht nach wahren Meister, während Mutter Rafaela Maria den Blick für die moderne Kunst zu schärfen sucht.

In der unbeschwerten vorschulischen Zeit und in den Volksschuljahren zieht die klassische Musik den kleinen Georg in ihren Bann: Er will Opernsänger werden. Von diesem, für einen Tafelklassler wohl untypischen Berufswunsch zeugen noch Stammbucheintragungen bei zahlreichen, ob dieser Eintragungen vielleicht konsternierten Schulkameraden. Er selbst führt schließlich als Lieblingsband die Wiener Philharmoniker an, wohingegen sich das Gros der Altersgenossen für Modern Talking begeistert. Aus der Zauberflöte (Papageno) und aus Rigoletto (Herzog von Mantua) studiert er Arien ein, die er zum Gaudium von Verwandten und Bekannten zum besten gibt. Parallel zur sogenannten ernsten Musik treibt ihn die musikalische Früherziehung bei Frau Kürmayr vulgo Kürli (Aramsamsam, Arafi etc.) beinahe in den Wahnsinn. In der Volksschulzeit beginnt auch der mehrjährige Besuch eines Malkurses an der Kunsthochschule, gemeinsam mit der Schwester Eva Susanne. Die Leiterin des Kurses, Frau Pilar, hält es ganz mit Schiller und rückt den Freiheitsgedanken der Kunst, das bedingungslose, ja zuweilen brachiale Ausschöpfen aller Freiheitsgrade in den Vordergrund. Hier wird die Grundlage für das künstlerlische Schaffen gelegt. Georg entwickelt eine ausgeprägte Affinität zum Experimentieren mit den Farben bis hin zu einer exzessiven Mischleidenschaft. Ob die Freude an der wöchentlichen Maleinheit intrinsischer Natur oder schlechterdings eine Konsequenz der stetigen Konditionierung (die Mutter belohnt nach dem Malen stets mit einer Semmel warmen Leberkäses) ist, muss offen bleiben.

Später, während der Mittelschulzeit und zu Beginn des Studierens in Wien rezipiert Georg die bildende Kunst zwar, diese Jahre müssen jedoch – abgesehen von cineastischen Versuchen - als die dürre Periode bezeichnet werden.

Es ist ein guter Tag gewesen vor einigen Jahren, als Pinsel, Farbpalette und Staffelei wieder ihren angestammten Platz in Georgs Leben, in dem seit geraumer Zeit mit Isolde Renate eine weitere Frau die erste Geige spielt, einnehmen.

Immerhin, Inspirationen für sein gegenwärtiges Schaffen hat der Künstler aus seinen Studien, Ethnologie und Psychologie an der Universität absorbiert: Die Abgründe des Menschlichen und das Maskenartige interessieren ihn als Motive. Seinen Malstil bezeichnet er selbst als abstrahierend. Pure Abstraktion, so der Künstler, sei insofern undenkbar, als hinter dem Werk immer eine Idee stehen müsse. Zuweilen arbeitet der Künstler auch mit sozialkritischen Sujets. Was seine Technik anbelangt - prima vista freilich Acryl auf Leinwand - oszilliert Georg nicht selten zwischen Arbeitsweisen, die man gemeinhin einerseits mit der Profession des Friseurs, andererseits mit dem Maurerberuf assoziieren würde und bedient sich des entsprechenden Geräts (Kamm wie Spachtel). Georg betrachtet das Malen als seine Kartharsis, seine persönliche Reise in die Welt der einfachen, gedankenleeren Dinge: „Nirgends vermag ich besser, dem Alltag zu entfliehen als im Zell am Mooser Garten bei meinem Wirken an der Staffelei.“